Geschäftspartner sind neu mit S/4HANA. Mit Ihnen werden redundante Daten vermieden. Nach einer Definition gibt es hier Antworten auf drei häufig gestellte Fragen. Ziele des Konzepts werden behandelt und kritische Erfolgsfaktoren beschrieben bevor auf die Themen Integration und Migration eingegangen wird.

Definition: Was sind Geschäftspartner?

Ein Business Partner oder Geschäftspartner ist eine Organisation (Unternehmen, Niederlassung), Person oder Gruppe von Personen oder Organisationen, an der das Unternehmen ein geschäftliches Interesse hat.

Drei häufig gestellte Fragen

Wie werden Geschäftspartner verwendet?

Geschäftspartner können zentral erfasst und in Hinblick auf verschiedene betriebswirtschaftliche Vorgänge verwaltet werden. Das ist insbesondere dann von Relevanz, wenn ein Business Partner unterschiedliche Rollen für ein Unternehmen hat, z.B. Auftraggeber und Warenempfänger.
Ein Business Partner kann in unterschiedlichen Rollen angelegt werden und im Verlauf einer geschäftlichen Beziehung zusätzliche Geschäftspartnerrollen annehmen. Die allgemeinen Daten für einen Business Partner, die nicht von ihrer Funktion oder von anwendungsspezifischen Erweiterungen abhängen, müssen nicht erneut eingegeben werden.
Die Erfassung und Speicherung redundanter Daten kann damit vermieden werden.

Was bedeutet der Geschäftspartneransatz für den Einkauf?

In S/4HANA werden alle Geschäftsbeziehungen ausschließlich über die führende Entität “Geschäftspartner” abgewickelt. Diese bündelt die gemeinsamen Daten aller Ausprägungen wie Name, Adresse, Bankdaten und Steuernummer.
An der Benutzeroberfläche können nicht mehr Lieferanten, sondern nur noch Geschäftspartner gepflegt werden. Transaktionscodes für Lieferanten sind nur noch eingeschränkt nutzbar.
Rollen und Beziehungen sind wie zum Beispiel Adressen und Bankdaten sind zeitabhängig. Allerdings müssen die aktuell gültigen Daten vom Geschäftspartner manuell in den Lieferantenstamm übernommen werden.
Über Beziehungen und Hierarchie-Zuweisungen lassen sich Geschäftspartner zusätzlich zu den bereits von früher bekannten Partnerfunktionen untereinander verknüpfen. Damit lassen sich Einkaufskonditionen auf Konzernebene optimieren.

Welche Geschäftspartner Konzepte gibt es?

Konzept

Definition

Verwendung

Geschäftspartnertyp

Eigenschaft eines Geschäftspartners als natürliche Person (Privatperson), Organisation (juristische Person oder Teil einer juristischen Person, z.B. Abteilung) oder Gruppe.

Folgende Angaben können u.a. erfasst werden:

  • Organisation: Anrede, Name, Rechtsform, Branche, Rechtsträger 
  • Person: Anrede, Vor- und Nachname, weitere Namensbestandteile (wie Namensvor- und -zusätze und akademische Titel), Geschlecht 
  • Gruppen: Anrede, zwei Namen, Partnergruppenart (Ehe, Wohngemeinschaft) 

Geschäftspartnerbeziehung

Betriebswirtschaftlich relevante Verbindung zwischen zwei Geschäftspartnern

Folgende grundlegende Geschäftspartner-Beziehungstypen stehen u.a. zur Verfügung:

  • Beziehungstyp „gehört zur Wohngemeinschaft“ 
  • Beziehungstyp „hat den Mitarbeiter“ 
  • Beziehungstyp „hat den zuständigen Mitarbeiter“ 
  • Beziehungstyp „ist Anteilseigner von“ 
  • Beziehungstyp „ist Kontaktpartner von“ 
  • Beziehungstyp „ist identisch mit“ 
  • Beziehungstyp „ist verheiratet mit“ 
  • Beziehungstyp „wird ersetzt durch“

Geschäftspartnerrolle

Rechte und Pflichten, die ein Geschäftspartner in unterschiedlichen Geschäftsvorgängen übernehmen kann.

Betriebswirtschaftliche Klassifizierung des Geschäftspartners.

Geschäftspartner kann einer oder mehreren Rollen zugeordnet werden.

Die GP-Rolle Geschäftspartner allgemein wird einem Geschäftspartner automatisch zugeordnet. Zusätzlich lassen sich abhängig von der Funktion des betreffenden Geschäftspartners u.a. folgende GP-Rollen auswählen:

  • GP-Rolle Mitarbeiter 
  • GP-Rolle Organisationseinheit 
  • GP-Rolle Internetbenutzer 

Ziele des Geschäftspartner Ansatzes

Das SAP S/4HANA Business Partner Modell verfolgt folgende Ziele:

  • Zeitersparnis durch Vermeiden von Datenredundanzen beim Teilen allgemeiner Daten über verschiedene Rollen hinweg 
  • Mehr Flexibilität durch die verschiedenen Geschäftspartnerkonzepte, zum Beispiel die Unterscheidung der Geschäftspartnertypen in Organisationen, Personen und Gruppen oder durch Einnehmen eines Geschäftspartners von verschiedenen Rollen 
  • Kostenreduktion durch eine harmonisierte Systemarchitektur 

Kritische Erfolgsfaktoren beim Business Partner Modell

Standardisierung

Die gemeinsame Nutzung der Geschäftspartner durch mehrere Organisationseinheiten wie Einkauf, Vertrieb, Rechnungs- und Vertragswesen erfordert einen höheren Standardisierungsgrad der Daten und deren Verwendung.

Regelwerk

Die Verwendung und Inhalte ausgewählter Felder, sowie konzernweite Qualitäts-anforderungen müssen durch ein Regelwerk festgelegt werden. Es empfiehlt sich das Regelwerk länderspezifisch zu definieren.
In ein derartiges Regelwerk gehören auch Punkte, die nicht direkt durch den Umstieg auf den Geschäftspartner bedingt sind, in der Vergangenheit oft aber nur unzulänglich oder pro Geschäftsbereich unterschiedlich geregelt waren, wie z.B. Vorgaben für Adressdaten (u.a. Verwendung von Abkürzungen) und klar definierte Rollen und Berechtigungen im Datenpflegeprozess.

Data-Owner

Innerhalb des Regelwerkes muss festgelegt sein, wer „Besitzer“ der Daten ist, wer Änderungen vornehmen darf, wer zustimmen muss und wer zu informieren ist. Diese Rechte werden oft je nach Datenbereich unterschiedlichen Personengruppen und Rollen zugewiesen. Insbesondere bei personenbezogenen Daten ist aufgrund der hohen Datenschutzanforderungen darauf zu achten, diese durch Berechtigungen bei der Pflege und im operativen Zugriff entsprechend zu erfüllen.
Der Umstieg auf den Geschäftspartner bietet die Chance, hier klare Regeln zu definieren, die vor dem Umstieg aufgestellt und abgestimmt sein sollten, da eine Bereinigung der Daten im Nachhinein sehr aufwändig ist.

Workflow zum Anlegen von Geschäftspartnern

Ein Geschäftspartner wird angelegt, sobald ein Lieferant oder Kunde in SAP S4/HANA angelegt wird. Die Customer-Vendor-Integration (CVI) enthält sowohl geschäftspartnerbezogene Daten als auch kunden- und lieferantenspezifische Daten. Mit Speichern der Geschäftspartner-Daten werden die Kunden- und Lieferantendaten durch die CVI geführt und mit den Geschäftspartnerdaten verknüpft. Sogenannte CVI Link Tabellen werden gepflegt. Einige der Kunden- und Lieferantendaten überschneiden sich wie zum Beispiel Name und Adresse; diese Daten finden sich sowohl in den Kunden- als auch Lieferanten- und Geschäftspartnerdaten.

Business Partner in SAP S/4HANA

Die Business Partner Logik beeinflusst den Upgrade Pfad von SAP ERP zu S/4HANA. Die Customer-Vendor-Integration (CVI) ist dann eine Voraussetzung für das Upgrade auf on-premise SAP S/4HANA. Alle Kunden und Lieferanten müssen in Geschäftspartner überführt werden.

Außerdem wurden kunden- und lieferantenspezifische Transaktionen abgeschafft.

Die Transaktion BP ist der zentrale Einstiegspunkt zum Anlegen, Ändern und Anzeigen von Geschäftspartnern, Kunden- und Lieferantenstammdaten in SAP S/4HANA.

Lieferantendaten in S/4HANA migrieren

Wurde in früheren SAP ERP Systemen LSMW (Legacy System Migration Workbench) eingesetzt, ist dieses Werkzeug für die on premise Version nicht mehr empfohlen und für die Cloud Version nicht verfügbar.

Fazit

Das Business Partner Konzept von SAP erhöht auf der einen Seite die Datenqualität durch Vermeidung von redundanten Daten. Allerdings erfordert die Verwendung der Geschäftspartner eine stärkere Harmonisierung, ein Regelwerk und klar definierte Verantwortliche.