Drei häufige Fragen

1. Was bedeutet MM?

SAP MM steht für SAP Materials Management und unterstützt die Prozesse der Materialwirtschaft inklusive Einkauf.

2. Was ist SAP MM?

Das Standardmodul der ERP-Software von SAP wird in Unternehmen genutzt, die Ihre Beschaffungsprozesse im SAP digitalisieren. Gleichzeitig kann es für die Unterstützung weiterer Prozesse in der Materialwirtschaft genutzt werden, wie zum Beispiel Abwicklung von Dienstleistung und Bestandsführung.

3. Warum SAP MM?

Wenn sich Ihr Unternehmen für SAP als ERP-System entschieden hat, dann empfiehlt sich in der Regel die Nutzung von SAP MM, zumindest für die Beschaffung. Der große Vorteil ist die Vernetzung mit anderen Modulen wie Finanzen und Controlling. Damit werden Insellösungen vermieden und Effizienzsteigerungen erreicht.

Bedeutung der Materialwirtschaft

Die Materialwirtschaft spielt eine entscheidende Rolle in einem Unternehmen und umfasst den gesamten Warenstrom, von der Beschaffung über die interne Lagerung bis hin zum Verkauf der Waren. Hier sind einige Punkte, die die Bedeutung der Materialwirtschaft in einem Unternehmen hervorheben:

  1. Optimierung des Warenstroms: Die Materialwirtschaft befasst sich mit der Optimierung des gesamten Warenstroms in einem Unternehmen. Dies umfasst die Beschaffung, die interne Bereitstellung und Lagerung der Materialien sowie die Distribution.
  2. Effizienz und Produktivität: Durch eine strategische Beschaffung, effizientes Lagermanagement sowie die Optimierung und Automatisierung von Prozessen kann die Effizienz und Produktivität eines Unternehmens gesteigert werden.
  3. Kostenkontrolle: Die Materialwirtschaft hilft dabei, die Kosten für Beschaffung, Lagerung und Distribution zu kontrollieren und zu minimieren.
  4. Qualität und Service: Die Qualität der Produkte und der Servicegrad eines Unternehmens hängen von einer optimal gestalteten Materialwirtschaft ab.
  5. Soziale Verantwortung: Ein Unternehmen muss seiner sozialen Verantwortung nachkommen, um akzeptiert zu werden. Dies kann durch umweltfreundliche Praktiken in der Materialwirtschaft erreicht werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Materialwirtschaft ein wichtiger Faktor für die Gewinnoptimierung eines Unternehmens ist. Sie trägt zur Wertschöpfung bei und ist ein entscheidender Erfolgsfaktor für Unternehmen.

Top 10 Ziele der Materialwirtschaft

Die Materialwirtschaft verfolgt mehrere Ziele, um die Effizienz und Produktivität eines Unternehmens zu steigern.

Die Top 10 Ziele der Materialwirtschaft sind:

  1. Lieferbereitschaft hochhalten: Sicherstellen, dass die Produkte rechtzeitig und in der richtigen Menge an den Kunden geliefert werden können.
  2. Materialbedarf befriedigen: Immer genug Material für die Produktion oder Erbringung der Dienstleistungen zur Verfügung stellen.
  3. Lagerbestände optimieren: Materialien in optimaler Menge vorrätig halten.
  4. Transportkosten gering halten: Durch effiziente Logistik und Lieferkettenmanagement die Transportkosten minimieren.
  5. Innerbetriebliche Transportwege reduzieren: Durch optimale Lagerhaltung und Produktionsplanung die innerbetrieblichen Transportwege minimieren1.
  6. Zwischenlagerungen beseitigen: Durch effiziente Planung und Koordination die Notwendigkeit von Zwischenlagerungen eliminieren.
  7. Wirtschaftliche Entsorgung durchführen: Durch effizientes Abfallmanagement die Entsorgungskosten minimieren und die Umweltauswirkungen reduzieren.
  8. Recyclingstandards einhalten: Durch die Einhaltung von Recyclingstandards die Nachhaltigkeit verbessern und die Umweltauswirkungen minimieren.
  9. Umweltschutz optimieren: Durch umweltfreundliche Praktiken in der Materialwirtschaft den Umweltschutz verbessern.
  10. Gewinnoptimierung: Durch all diese Maßnahmen die Gewinnoptimierung des Unternehmens erreichen.

SAP MM Komponenten

Folgende Liste zeigt eine Übersicht der Komponenten oder auch Untermodule von SAP MM mit deren Aufgaben und Vorteilen.

1. Einkauf (MM-PUR)

  • unterstützt die externe Beschaffung von Materialien und Dienstleistungen
  • ermöglicht die Ermittlung möglicher Bezugsquellen für einen Bedarf
  • überwacht die Warenlieferungen und deren Zahlung
  • bietet Vorteile wie die Echtzeitverwaltung von Lagerbeständen, Zentralisierung der Beschaffungsprozesse und eine optimierte und transparente Bestellabwicklung

(PUR: Purchasing)

2. Stammdaten (MM-MD)

  • ermöglicht die Pflege der Stammdaten
  • unterstützt die Verwaltung der grundlegenden Prozesse in der Materialwirtschaft
  • dient der transparenten Abbildung Ihrer Bedarfsplanung und Beschaffungsprozesse

(MD: Master Data)

3. Bestandsführung (MM-IM)

  • erbringt die mengen- und wertmäßige Führung der Materialbestände und die Planung, Erfassung und Nachweis aller Warenbewegungen.
  • bietet Vorteile wie die Minimierung von Bestandsverlusten durch Entnahme von überflüssigem Material und die Effektivitätssteigerung durch automatische Materialverwaltung.

(IM: Inventory Management)

4. Service und Dienstleistungen (MM-SRV)

Die Service- und Dienstleistungskomponente unterstützt den gesamten Zyklus von der Ausschreibung, Vergabe und Abnahme von Dienstleistungen bis hin zur Rechnungsprüfung.

(SRV: Service)

5. Logistische Rechnungsprüfung (MM-IV)

Die logistische Rechnungsprüfungskomponente ermöglicht die Prüfung der Eingangsrechnungen auf sachliche, preisliche und rechnerische Richtigkeit.

(IV: Invoice Verification)

6. Rechnung (MM-INV)

  • ermöglicht die Fakturierung der Lieferantenrechnungen (Eingangsrechnungen)
  • unterstützt die schnelle Datenübermittlung
  • vermeidet Eingabefehler beim manuellen Erfassen der Rechnung

(INV: Invoice)

Integration der SAP Materialwirtschaft mit anderen Modulen

SAP MM (Materialwirtschaft) ist eines der bedeutsamsten Module von SAP und verfügt über eine enge Integration mit anderen Modulen wie PP (Produktionsplanung), PM (Instandhaltung), PS (Projektsystem), CO (Controlling), FI (Finanzbuchhaltung) und SD (Vertrieb). Diese Integration ermöglicht eine reibungslose Abwicklung von Geschäftsprozessen durch die zentrale Verfügbarkeit aller notwendigen Informationen in SAP.

1. SAP PP (Produktionsplanung und -steuerung)

Die enge Integration des SAP Moduls Materialwirtschaft mit dem Modul PP sorgt für:

  • Datenintegration: SAP PP nutzt Daten aus dem SAP MM-Modul für die Produktionsplanung. Beispiel: Ein Produktionsplaner verwendet SAP PP, um die Produktion zu planen. Dabei greift er auf Materialdaten aus SAP MM zu, um die Verfügbarkeit von Materialien zu überprüfen.
  • Materialfluss: SAP MM und SAP PP arbeiten zusammen, um den Materialfluss in der Produktion zu steuern. Beispiel: Wenn Materialien für die Produktion benötigt werden, kann SAP PP automatisch eine Materialanforderung in SAP MM auslösen.
  • Effizienz: Die Integration von SAP MM und SAP PP ermöglicht eine effiziente Produktionsplanung und -steuerung.
  • Transparenz: Durch die Integration wird eine größere Transparenz in Bezug auf den Materialfluss und die Produktionsplanung erreicht.
  • Optimierung: Die Möglichkeit, automatisch Materialanforderungen zu erstellen, wenn Materialien für die Produktion benötigt werden, optimiert den Produktionsprozess.

2. SAP PM (Instandhaltung)

Die enge Verzahnung von MM mit PM bietet:

  • Materialreservierung: Durch die Integration von SAP MM und SAP PM können Materialien, die für Wartungsarbeiten benötigt werden, direkt aus dem Lager ausgewählt werden.
  • Automatisierte Beschaffung: Wenn das benötigte Material nicht im Lager verfügbar ist, kann das System automatisch eine Bestellanforderung generieren. Beispiel: Ein Wartungstechniker erstellt einen Wartungsauftrag in SAP PM und wählt die benötigten Materialien aus dem Lager aus. Wenn das Material nicht verfügbar ist, erstellt das System automatisch eine Bestellanforderung in SAP MM.
  • Transparenz: Durch die Integration wird eine größere Transparenz in Bezug auf den Materialverbrauch und die Kosten von Wartungsarbeiten erreicht.

3. SAP PS (Projektsystem)

Die Integration des SAP Projektsystem mit der SAP Materialwirtschaft ist gekennzeichnet durch

  • Datenintegration: SAP PS nutzt Daten aus dem SAP MM-Modul für die Projektplanung und -steuerung. Beispiel: Ein Projektmanager verwendet SAP PS, um ein Projekt zu planen. Dabei greift er auf Materialdaten aus SAP MM zu, um die Verfügbarkeit von Materialien zu überprüfen.
  • Materialfluss: SAP MM und SAP PS arbeiten zusammen, um den Materialfluss in Projekten zu steuern. Beispiel: Wenn Materialien für ein Projekt benötigt werden, kann SAP PS automatisch Bedarfe in SAP MM erzeugen.
  • Effizienz: Die Integration von SAP MM und SAP PS ermöglicht eine effiziente Projektplanung und -steuerung.
  • Transparenz: Durch die Integration wird eine größere Transparenz in Bezug auf den Materialfluss und die Projektplanung und -abwicklung erreicht.
  • Optimierung: Die Möglichkeit, automatisch Materialanforderungen zu erstellen, wenn Materialien für ein Projekt benötigt werden, optimiert den Projektablauf.

4. SAP SD (Vertrieb)

Diese Integration hat folgende Vorteile:

  • Datenintegration: SAP SD nutzt Daten aus dem SAP MM-Modul für die Organisation sämtlicher Vertriebsaktivitäten. Beispiel: Ein Vertriebsmitarbeiter verwendet SAP SD, um den Verkauf von Produkten und Dienstleistungen an Geschäftspartner abzubilden, von der ersten Anfrage über das Angebot bis hin zur Abwicklung der Lieferung und der Rechnungslegung1. Dabei greift er auf Materialdaten aus SAP MM zu, um die Verfügbarkeit von Materialien zu überprüfen.
  • Materialfluss: SAP MM und SAP SD arbeiten zusammen, um den Materialfluss in Vertriebsprozessen zu steuern. Beispiel: Wenn Materialien für den Verkauf benötigt werden, kann SAP SD automatisch eine Reservierung oder Bestellanforderung in SAP MM auslösen.
  • Effizienz: Die Integration von SAP MM und SAP SD ermöglicht eine effiziente Organisation sämtlicher Vertriebsaktivitäten.
  • Transparenz: Durch die Integration wird eine größere Transparenz in Bezug auf den Materialfluss und die Vertriebsprozesse erreicht.
  • Optimierung: Die Möglichkeit, automatisch Reservierungen und Bestellanforderungen zu erstellen, wenn Materialien für den Verkauf benötigt werden, optimiert den Vertriebsprozess.

5. SAP CO (Controlling)

SAP CO unterstützt das interne Rechnungswesen eines Unternehmens und deckt die Kosten- und Leistungsrechnung ab. Es ermöglicht eine detaillierte Kostenkontrolle und Leistungsanalyse, was zur Optimierung der Geschäftsprozesse beiträgt.

SAP CO ist eng mit SAP MM integriert, was eine effiziente Kostenkontrolle und Leistungsanalyse in Bezug auf die Materialwirtschaft ermöglicht.

6. SAP FI (Finanzwesen)

SAP FI stellt mit dem externe Rechnungswesen eines Unternehmens die finanzielle Situation des Unternehmens nach außen dar. Dieses Modul ermöglicht eine genaue Überwachung aller Aspekte der Finanzen eines Unternehmens.

SAP FI ist eng mit SAP MM verzahnt, was eine effiziente Finanzkontrolle und -analyse in Bezug auf die Materialwirtschaft ermöglicht.

Wichtige Änderungen des SAP Einkaufs mit Einführung von S/4HANA

Mit der Einführung von SAP S/4HANA können Materialien und Dienstleistungen zukünftig einfacher, schneller und anwenderfreundlicher beschafft werden.

Die wesentlichen Änderungen in der Übersicht:

  • Neue Benutzerfreundlichkeit mit Fiori Apps & Launchpad
  • Mehr Transparenz der SAP ERP Daten mit Fiori Einkaufsanalysen
  • Ganzheitliche Sicht auf alle Workflow-Positionen mit Fiori Inbox für mobile Workflowbearbeitung
  • Vermeidung von redundanten Daten mit Business Partner (Wegfall der MK* Transaktionen)
  • Flexiblere Nachrichtenfindung und Unterstützung von Smart Form und Adobe Forms
  • Schnellere Auswertbarkeit und Berichterstattung bei der Bestandsführung durch Ablösung zahlreicher bisher genutzte Tabellen durch die Tabelle MATDOC. Bisherige Tabellen können weiter angezeigt werden.
  • Zeitersparnis durch neue Materialart SERV als Alternative zur Verwendung von Dienstleistungsstammdaten. Die neue Materialart enthält weniger Sichten und Felder, damit die Eingaben schnell durchgeführt werden können.
  • Schlanker Standardprozess „Lean Services“ für vereinfachte Dienstleistungsabwicklung
  • Schnelles Finden bestimmter Informationen innerhalb der Anwendung mit übergreifender Suchfunktion

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Stärken und Schwächen des Einsatzes von SAP ERP im Einkauf

Neben den Vorteilen durch S/4 HANA ist der klassische Vorteil des SAP ERP Systems die Integration zu anderen Modulen. Damit können die Prozesse funktionsübergreifend von Anfang bis zum Ende ausgestaltet sein. Es werden Insellösungen, Datensilos und redundante Datenhaltung vermieden.

Besonders kritisiert wurde von Anwendern die Benutzerfreundlichkeit des Systems und die Optik. Dieser Nachteil hat sich allerdings mit Einführung von S4/HANA und den Fiori Apps deutlich verbessert.

Funktional ist in MM viel für den operativen Einkauf enthalten. MM wurde von SAP unter dem Namen RM/1 zum ersten Mal 1975 auf den Markt gebracht. Seitdem hat sich MM in den darauffolgenden Versionen zu einem robusten und soliden Modul in der Beschaffung etabliert und ist aus den ERP Systemen dank der Verzahnung zu SAP FI/CO nicht mehr wegzudenken. Den Beweis dafür liefern auch 3rd-Party Einkaufslösungen, denn alle größeren Hersteller bieten Schnittstellen zu SAP MM, damit die Bestellung im SAP ERP als Beleg angelegt werden kann.

Eher schwach aufgestellt ist das MM im Bereich der Kommunikation über das Internet. Dem geschuldet ist die Tatsache, dass SAP ERP in seinem Ursprung – noch ohne das Internet – als internes System gesehen wurde. Externe Geschäftspartner und Lieferanten bekommen bis heute noch keine Möglichkeit, auf das SAP ERP ihrer Kunden direkt zuzugreifen. Dahinter stecken auch sicherheitsrelevante Aspekte, welche in Anbetracht der kritischen Daten in einem Unternehmen keinesfalls vernachlässigt werden dürfen.

Dementsprechend ist das MM schwach aufgestellt, wenn es um die Beschaffung über elektronische Kataloge geht. Vergleicht man etablierte Webshop Lösungen, so bieten diese als stärkste Einheit eine Suchmaschine an, um den Anwender zum gewünschten Artikel zu führen. Im neuen SAP S/4HANA System gibt es zwar auch eine integrierte Suchmaschine auf Basis der HANA Datenbank, jedoch fehlt ein effizientes Katalog Management, um diese HANA Datenbank mit Katalogartikeln, Preisen und Bildern zu versorgen. Ergänzend muss noch erwähnt werden, dass die Suchfunktion nach Katalogartikeln in der HANA Datenbank nur rudimentär ausgeprägt ist und nicht mit den modernen Open-Source Suchmaschinen wie Elastic Search und Apache SOLR mithalten kann.